Montag: Abendandacht

Gegen Abend erreichen wir [url=http://de.wikipedia.org/wiki/Kloster_Dambeck]Kloster Dambeck[/url]. Selbst heute ist die Klosteranlage mehr als beeindruckend, ein Ensemble aus mächtigen Backsteinbauten. Sie haben viele Jahrhunderte überdauert. Aber nun droht der Verfall an allen Ecken und Enden. Streitigkeiten über die Zuständigkeit und natürlich mangelndes Geld, eine Mixtur, die diesem alten Kloster den Rest zu geben droht.

Das Kloster wird von einer dreiköpfigen Bruderschaft bewirtschaftet. Man mag über ihren Lebensstil denken was man will. Was mir einen unglaublichen Respekt abnötigt ist die scheinbare Unverdrossenheit, mit der die drei um den Erhalt des Klosters kämpfen. Ich würde allein vor der Größe der Klosteranlage kapitulieren. Aber die drei gehen unverzagt an ihr Werk, mal mit Hilfe von Außerhalb, dann aber auch wieder ganz alleine. Mag es auch zwei Jahre dauern, bis das Dach der Kirche in mühevoller Kleinarbeit angehoben ist, sie gehen es an, jeden Tag einen kleinen Schritt nehmend.

Prior Jens führt uns über die Anlage, zeigt uns die Stallungen. Die Brüder versorgen sich größenteils selber. Schweine, Hühner, Kühe, Ziegen, Schafe, Katzen, Hunde... nein, alleine leben die drei Brüder hier wirklich nicht. Was an Platz nicht für die Tiere benötigt wird, ist vollgestopft mit einer bunten Sammlung an unterschiedlichsten Baumaterialien.

Wir sind eingeladen an der Abendandacht teilzunehmen. Da stehen wir also zu siebt in der Kirche, die locker über einhundert Menschen fassen könnte. Der Putz bröckelt von den Wänden, durch die gesprungenen Gläser windet sich der Efeu herein, die Decke ist an vielen Stellen aufgebrochen, sodass man in den nackten Dachstuhl schauen kann. Während der Andacht kommt erst eine Katze hereinspaziert und putzt sich genüsslich unter dem Altar. Wenig später stößt einer der vier Hofhunde dazu und legt sich neben die Katze, alle viere von sich gestreckt. Prior Jens ist auch nicht gerade der beste freie Redner. Und doch liegt in dieser Andacht eine Wahrhaftigkeit, die ich so schon lange nicht mehr erlebt habe.