Samstag: Endlich wieder daheim

So richtig leicht fällt das Aufstehen heute nicht. Aber was hilft es? Wir müssen die Kutsche räumen. Andreas fährt mich nach Wolfsburg, damit ich unseren Mietwagen für die Heimreise abholen kann. Und was bekomme ich für einen Wagen? Natürlich einen Passat. Wolfsburg verpflichtet. Der ist wesentlich besser motorisiert als der Opel Insignia, den ich vor einer Woche in Nürnberg bekommen hatte. Aber trotzdem macht der Passat als Zugfahrzeug keine so gute Figur; der Insignia lief einfach ruhiger vor dem Pferdeanhänger.

Jack ziert sich nur wenig und nach ein paar Minuten haben wir ihn sicher verladen. Sicherer, sollte ich wohl sagen, denn wir haben gelernt. Dieses Mal bekommt er nicht ganz so viel Spielraum zwischen den Stangen. Und statt Heunetz gibt es zur Abwechslung frische Birkenzweige. Daran kann er ebenso gut herumknabbern, aber er verteilt es nicht gleich alles auf dem Boden.

Und dann sind wir auch schon auf dem Weg. Ein letztes Umarmen und wir rumpeln Richtung Magdeburg. Die Fahrt ist ruhig und entspannt. Etwa jede Stunde machen wir eine kurze Rast, schauen nach Jack. Aber der steckt selbst die zwanzig Kilometer Marterstrecke [url=http://maps.google.de/maps?saddr=A9&daddr=A9&hl=de&sll=50.599365,11.880341&sspn=0.159518,0.528374&geocode=FSZHBgMdGum0AA%3BFalSAwMdD_WzAA&mra=ls&z=11]zwischen Triptis und Schleiz[/url] (Kenner der A9 werden wissen, was ich meine) ohne Probleme weg.

Gegen sieben sind wir wieder am heimatlichen Stall und Jack wird von seinen Kumpels aus der Wallach-Herde laut trompetend begrüßt. Ein halbes Stündchen darf er sich noch die Beine in der Halle vertreten und das nutzt er reichlich. Übrigens… in den kommenden Tagen wird sich zeigen, dass er in der Hirachie der Wallach-Herde aufgestiegen ist. Ob er sich da was von Rosi und Mausi abgeguckt hat?

Brigitte streut Jacks Box neu ein und ich entferne Jacks Hinterlassenschaften aus dem Hänger. Und schon sind da sie lieben Stallbekannte, die natürlich wissen wollen, wie es gewesen ist. Heute bitte nicht mehr. Ich muss noch den Pferdeanhänger durch-kärchern und wegbringen, der Mietwagen muss zu Europcar und, und, und…

Wir sind wieder in der Realzeit angekommen, mit allen Verpflichtungen und Aufgaben.
Aber ein wenig Ruhe und Gelassenheit haben wir aus der Altmark mitgebracht.


[b]Was ich aus diesem Urlaub mitnehme:[/b]
[LIST][*]Verreisen mit dem Pferd ist gar keine so große Sache. Für uns war es ja der erste richtige Ausflug mit Jack. Und natürlich haben wir uns vorher viele Sorgen gemacht. Es ist einiges schief gelaufen und wir haben einige Anfängerfehler gemacht. Aber zum Glück ist alles gut gegangen. Dieser Urlaub macht Lust auf mehr und Jack wird sicher bald wieder mit uns verreisen.
[*]Es ist möglich, ohne eigenes Auto und ohne eigenen Pferdeanhänger mit dem Pferd zu verreisen – aber es ist schwierig. Europcar ist der einzige der großen Vermieter, die eine Anhängerkupplung überhaupt anbieten. Sixt, Avis und andere winken da nur müde ab. Allerdings muss man auch bei Europcar fleißig baggern denn gerne garantieren die das nicht. Pferdeanhänger verborgt scheinbar keiner gerne. Die Angst ist wohl zu groß davor, dass etwas kaputt gemacht wird und dann keiner zahlen will. Zum Glück gibt es Anhängervermieter.
[*]In der Wohnwagenkutsche ist man viel dichter am Pferd dran, als bei einem Reiturlaub auf irgendeinem Reiterhof. Man ist gemeinsam unterwegs und das ist etwas vollkommen anderes als mal eben eine Stunde auszureiten um das Pferd danach auf die Koppel zu stellen. Jack hatte während der ganzen Woche keinen Heimatstall in der Nähe. Für ihn war alles fremd. Die einzige Konstante für ihn war (neben uns anderen) Brigitte. Das hat dem ohnehin schon starken Vertrauensverhältnis zwischen den beiden noch einmal einen enormen Schub gegeben. Seit dem Urlaub ist Jack viel cooler geworden, wenn Brigitte in seiner Nähe ist. Brückentrolle? Böse Buschmonster? Bedrohlich finstere Wälder? Alles kein Problem mehr für Löwenherz Jack.
[*]Nixe war uns eine Lehre. Wir werden sicher nicht noch einmal im Urlaubsüberschwang einfach Dinge hinnehmen, bei denen wir eigentlich hätten aufmerksam werden müssen. Signale gab es genug: das Zaumzeug, das nicht angepasst war, die Huster von Nixe, der Sattel. Steffi kam sich etwas doof dabei vor, probezureiten, noch dazu mit uns als Zuschauer. Und auch wir haben das nicht so ernst genommen. Aber dabei hätten wir genau da scharf hinsehen müssen, auch wenn es „nur“ für eine Woche ist. Klar, wir waren alle voller Vorfreude und wir hatten uns das alles schon so schön ausgemalt. Aber trotzdem darf das nicht dazu führen, dass man nur oberflächlich hinschaut.
[*]Ich habe wieder richtig Lust auf Pferde bekommen. Nachdem ich mich Ende März eher… na, sagen wir mal… ungünstig… von meiner Reitlehrerin getrennt hatte wollte ich erst einmal nichts mehr von Pferden wissen. Nicht zuletzt, weil ich eben doch mehr an dem Schulpferd hing, als ich vor mir selber zugeben mochte. Und dann habe ich auch noch die Suche nach einer neuen Schulmöglichkeit gescheut. Wer gibt schon sein Schulpferd für einen erwachsenen 1,90m großen Mann her? Ich habe mehr Absagen bekommen, als ich zählen kann. Aber das wird jetzt anders. Dieser Urlaub hat gezeigt: einfach machen, nicht lange theoretisieren. Wir suchen jetzt ein Pferd für mich, und dann nehme ich Unterricht bei einem der fliegenden Reitlehrer, von denen es hier ja mehr als genug gibt. Dann bin ich auch nicht mehr abhängig von einer einzelnen Reitlehrerin, die mich acht Monate nur im Schritt arbeiten lässt.
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