Samstag: Die Anreise

Neunzig Kilometer vor dem Ziel spürte ich einen Ruck von hinten. Der Pferdeanhänger gab dem Kombi noch einen heftigen Schlag und noch einen. Der Wagen ließ sich nur mit Mühe in der Spur halten. Aber statt blind zu bremsen ließ ich den Wagen von knapp 100 auf 40 durchsacken und schaltete den Warnblinker an. Jetzt nicht die Nerven verlieren. Auf dem Pannenstreifen der Autobahn anzuhalten war mir zu gefährlich. Den knappen Kilometer bis zur nächsten Ausfahrt mussten wir noch schaffen.

Unser Wecker hatte uns sechs Stunden zuvor unsanft aus dem Schlaf gerissen. Nicht dass ich viel geschlafen hätte. Ich war viel zu aufgeregt. Aber fünf Uhr in der Früh war dann doch etwas heftig. Seit Monaten hatten wir uns vorbereitet und darauf gefreut: Eine Woche Urlaub mit Pferden in einer [url=http://www.pferdewohnwagen.de/]Wohnwagenkutsche in der Altmark[/url], östlich der Lüneburger Heide.

Brigitte und ich kannten Vermieter und die Gegend schon von unserem ersten Kutschenurlaub im Herbst 2009. Aber dieses Mal wollten wir uns mit einem befreundeten Ehepaar aus Berlin treffen, Steffi und Andreas. Während wir Männer die Kutsche lenken würden, wollten die Frauen uns reitend begleiten, Steffi auf einem Mietpferd und Brigitte auf ihrem Haflinger Jack.

Es war ein unglaublicher Aufwand ein passendes Zugfahrzeug zur Miete zu finden. Und als wir endlich Europcar eine verbindliche Zusage abgerungen hatten, stellte sich heraus, dass nicht einer aus der Stallgemeinschaft bereit gewesen wäre, seinen Hänger zu verleihen. Also mussten wir auch noch einen Mietanhänger organisieren. Aber all das hatte geklappt. Wir hatten einen feinen Opel Insignia und der Hänger war einfach fein.

Jack ließ sich ohne Probleme verladen und so waren wir um 6:30Uhr an diesem Samstag auf der Autobahn Richtung Norden. Es ging flott voran und bei der großen Rast nach etwa zweihundert Kilometern schien Jack mit meinen Fahrkünsten noch sehr zufrieden zu sein.

Und jetzt das. Vielleicht ein zerrissener Reifen? Im Rückspiegel konnte ich nichts erkennen. Nachdem ich den Wagen auf 40km/h abgefangen hatte blieb es hinten ruhig und wir erreichten ohne Schwierigkeiten die Ausfahrt. Gut so. Ich erinnerte mich aus meiner Zeit als Rettungssanitäter nur zu gut an die Bilder von zerquetschten Autos, weil ein LKW-Fahrer unaufmerksam gewesen war und den Wagen auf dem Pannenstreifen trotz Warndreieck einfach übersehen hatte. Oder an das andere mal, als mir mitten auf der Autobahn zwischen Bremen und Bremer Hafen im gestreckten Galopp ein Pferd entgegen gekommen war. Nein, sowas sollte heute nicht passieren.

Endlich stand der Wagen und wir konnten nachsehen. Jack war in einer misslichen Lage. Da hatte der Kerl doch tatsächlich alles Heu aus dem Heunetz gezupft. Vielleicht war ihm dann langweilig geworden, vielleicht hatte ihn auch einfach der übermäßige Haflinger-Drang nach Futter dazu getrieben. Jedenfalls hatte er es geschafft, seinen Kopf unter die Begrenzungsstange vor seiner Brust zu fädeln. Und da hing er nun fest. Seine eigenen Versuche sich selbst zu befreien, hatten zwar die Trennstange in der Mitte halb aus der Verankerung gerissen – aber wirklich weit war er so auch nicht gekommen.

Der guten Ausbildung der vergangenen Monate sei Dank blieb Jack beim Anblick von Brigitte recht ruhig. Zum Glück hatte er sich nicht ernsthaft verletzt. Ein Schmiß über dem Auge und ein kleines Hämatom am Rücken. Puh – das hätte auch ganz anders ausgehen können. Jack ließ sich anstandslos befreien und nachdem ich die Stangen wieder in ihre Verankerung gebogen hatte, konnte es weitergehen.

Die restliche Strecke schafften wir ohne Probleme und gegen 13Uhr waren wir dann endlich in Apenburg, der Startstation für unsere Tour.

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