Rosi, die Stärkste von allen

…und ich habe noch gar nichts von Rosi erzählt. Dabei hat sie nun wirklich verdient, besonders erwähnt zu werden. Mit ihren 22 Jahren ist sie noch ein echtes DDR-Pflänzchen und kam auf die Welt, bevor das Altmärkische Kaltblut dem Rheinisch-Deutschen Kaltblut zugeschlagen wurde. Damit ist Rosi eine der letzten altmärkischen Kaltblutstuten.

Ihr Alter sieht man ihr weiß Gott nicht an. Ich habe bei ihr immer das Bild einer 55-jährigen Bodybuilderin vor Augen. Eine unglaubliche Masse an Muskeln und Ausdauer. Und wenn die vorwärts will und man sie nicht klar halten kann, dann stört sie sich weder an der schweren Kutsche noch an den vier gebremsten Rädern. Im Gegenteil, dann legt sie erst richtig los.

Als altes Kutschpferd und auch noch Herdenchefin unter den Kaltis hat sie so ihre Macken und Eigenheiten. Wenn man sie führt, bestraft sie Nachlässigkeiten und Unaufmerksamkeit sofort. Wenn sie aber merkt, dass man gut aufpasst und sofort auch auf kleine Signale reagiert, ist sie vollkommen zufrieden und leicht zu handhaben.

Beim Einschirren muss man Rosi langsam, Schritt für Schritt, an der Schere vorbei vor den Wohnwagen führen. Ist man hier zu hastig, geht sie einfach weiter statt vor der Schere stehenzubleiben. Ich erinnere mich noch gut daran, wie ich vor zwei Jahren einmal eine Stunde gebraucht habe, um Rosi vor den Wagen zu bringen. Ich war damals viel zu nervös, hektisch und unruhig, hatte gerade erst angefangen, mich mit Pferden zu beschäftigen. Dieses Mal klappt es fast immer im ersten Anlauf. Rosi orientiert sich gerne an mir und reagiert auf den kleinsten Fingerzeig. Da überlassen die anderen gerne mir die Aufgabe, Rosi zu führen und ich bin sacklstolz, wie gut wir harmonieren.

Wenn sie erst einmal vor dem Wohnwagen zum Stehen kommt, ist alles ganz leicht. Mit den Zugsträngen wird sie links und rechts begrenzt und geht dann ganz leicht rückwärts in die Schere und lässt sich ganz lässig einspannen. Und ab da ist sie das bravste und angenehmste Zugpferd, das man sich nur wünschen kann.

Aber wirklich zuckersüß wird sie, wenn ich Ihr den Nacken massiere und rubbel. Dann wird der Hals lang und immer länger, die Unterlippe bebt wohlig. Davon kann sie einfach nicht genug kriegen. Wunderbar.

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